Klima-Sünder Spam – Was der E-Mail-Müll für die globale Erwärmung bedeutet
Etwa die Hälfte des weltweiten E-Mail-Verkehrs besteht aus unerwünschten Spam-Nachrichten. Sie sind nicht nur lästig und teils gefährlich, sondern auch schädlich für das Klima. Wir werfen einen Blick auf das Ausmaß des CO₂-Fußabdrucks von Spam-Mails und mögliche Gegenmaßnahmen.
Dubiose Gewinnbenachrichtigungen, Viagra-Werbung, Kontaktanbahnungen von nigerianischen Prinzen. Tag für Tag werden wir mit elektronischer Post konfrontiert, um die wir nie gebeten haben. Spam nervt und ist ein wesentlicher Ausgangspunkt für Betrugsmaschen und Cyber-Attacken.
Doch während diese offensichtlichen Probleme rund um den unerwünschten Massenversand von E-Mails kaum zu übersehen sind, bleibt ein weiteres Problem häufig verborgen: Die Klimabilanz von E-Mails ist nicht gleich null. Jede verfasste und versendete E-Mail verbraucht Energie. Spam wird dadurch zu einer Energieschleuder, welche die globale Erwärmung unnötig vorantreibt.
“Die Klimabilanz von E-Mails ist nicht gleich null. Jede verfasste und versendete E-Mail verbraucht Energie. Rund die Hälfte aller weltweiten E-Mails sind Spam.“
Wie hoch ist der CO₂-Footprint des globalen Spam-Aufkommens?
Im Jahr 2021 verschickten 4,15 Milliarden Nutzer weltweit 319,6 Milliarden E-Mails pro Tag. Laut Statista waren 46 % davon Spam. Andere Quellen gehen von weitaus höheren Zahlen aus. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) registrierte im Dezember 2021 beispielsweise einen Spam-Anteil von 63 % unter allen E-Mails an die Bundesverwaltung.
Gehen wir im Folgenden davon aus, dass es sich bei der Hälfte aller E-Mails um Spam handelt. Dann bekommt jeder E-Mail Nutzer täglich 77 E-Mails, von denen die Hälfte unerwünscht ist. In der Summe entstehen durch Spam weltweit fast 16.000 Tonnen CO₂e pro Tag, wenn wir einen durchschnittlichen Wert von 0,1 g CO₂e pro Spam-Mail zugrunde legen.
Die Maßeinheit CO₂e bezeichnet dabei CO₂-Äquivalente. Sie bringt die Klimawirkung unterschiedlicher Treibhausgase auf einen Nenner und macht es dadurch einfacher, die Effekte verschiedener Dinge zu vergleichen. Für die Fahrt mit einem PKW fallen pro Kilometer zum Beispiel 152 g CO₂e an (Quelle: Umweltbundesamt, Bezugsjahr 2020).
Bei 16.000 Tonnen CO₂e kommen wir auf rund 105 Millionen gefahrene Kilometer mit dem PKW. Der tägliche CO₂-Fußabdruck von Spam hat also den gleichen Effekt, wie wenn die Weltgemeinschaft völlig unnötig 105 Millionen Kilometer um den Globus kurvt – und zwar jeden Tag.
Wie berechnet sich die Klimabilanz von E-Mails?
Der CO₂-Fußabdruck von E-Mails ist von einer Reihe unterschiedlicher Faktoren abhängig. Dazu gehören:
- Die Art der Geräte, zwischen denen E-Mails versendet werden.
- Die benötigte Zeit für das Verfassen und Lesen.
- Die Energie für die Netzwerkinfrastruktur. Schließlich überquert eine E-Mail potenziell Kontinente und legt tausende von Kilometern zurück – auch wenn sie nur für deine direkte Büronachbarin bestimmt ist.
Pauschal lässt sich der Wert dementsprechend schwer festlegen. Es gibt aber eine Reihe fundierter Schätzungen, die als Anhaltspunkte dienen. Folgende davon stammen aus 2020 überarbeiteten Ausgabe des Buchs „How bad are bananas?: The Carbon Footprint of Everything“ von Mike Berners-Lee:
Im Vergleich zur Ursprungsausgabe von Berners-Lee aus dem Jahr 2010 sind die Schätzungen gesunken. Grund dafür ist die höhere Effizienz von Rechenzentren und modernen Endgeräten. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht: Das weltweite E-Mail-Aufkommen ist weit davon entfernt, zu stagnieren. Allein zwischen 2021 und 2025 steigt das tägliche E-Mail-Aufkommen um 56,8 Milliarden.
Was bringen Spam-Filter in Hinblick auf die Klimabilanz?
Wie die Liste von Berners-Lee zeigt, liegt die Klimabilanz von E-Mails im Spam-Filter lediglich bei 0,03g CO₂e. Sie sind also durchaus ein effektives Mittel, um den CO2-Fußabdruck von Spam-Mails zu verringern. Je weniger Zeit die Anwender mit Spam verbringen müssen, umso besser – nicht nur für die Produktivität, sondern auch für das Klima.
In der Praxis verwendet jedoch nicht jeder Anwender einen E-Mail-Filter. Und kein Spam-Filter ist in der Lage, sämtliche unerwünschten Mails auszusortieren. Einige schlüpfen durch das Netz des Filters und müssen manuell erkannt und entfernt werden. Darin haben wir mittlerweile zwar eine gewisse Routine entwickelt. Dennoch ist die Klimabilanz von Spam-Mails dadurch im Schnitt deutlich höher als 0,03 g CO₂e anzusetzen.
Welche gesetzlichen Lösungsansätze gibt es?
In der EU steht der Kampf gegen Spam seit der Jahrhundertwende auf der Agenda. Seit 2002 gibt es ein EU-weites Spam-Verbot durch die Datenschutzrichtlinie für elektronische Kommunikation. Gelöst hat dieses Gesetz das Spam-Problem bekanntermaßen nicht.
Auf Ebene der Gesetzgebung sind deshalb seit Jahren auch radikalere Ansätze im Gespräch. Einer davon besteht darin, den kostenlosen Charakter von E-Mails in Frage zu stellen – zum Beispiel durch eine Besteuerung. Angenommen, jeder E-Mail-Versand würde einen Cent kosten. Dann wäre das Spam-Geschäftsmodell zerstört und der Massenversand plumper Werbe-Mails nicht mehr profitabel. Bisher ist dieser Ansatz aber nicht mehr als ein Gedankenspiel, das in der Praxis kaum umsetzbar und in naher Zukunft nicht zu erwarten ist.
Was du für deine persönliche Klimabilanz tun kannst
Der durchschnittliche Ausstoß an Treibhausgasen pro Person beträgt in Deutschland laut dem Umweltbundesamt 11,2 Tonnen CO2e. Diese Zahl liegt allerdings mehr als 60 Prozent über dem Weltdurchschnitt. Klimaverträglich wäre ein weltweiter Pro-Kopf-Ausstoß von 1 Tonne CO₂e. Der CO₂-Fußabdruck von E-Mails fließt dort ebenso ein wie derjenige von Google-Suchen (0,5 g CO₂e). Wenn wir uns das bewusst machen, können wir mit einfachen Gegenmaßnahmen gegensteuern:
- Liste der Empfänger von E-Mails möglichst klein halten
- E-Mails kurz und prägnant formulieren
- Große Anhänge vermeiden
- Nur Newsletter abonnieren, die man wirklich liest
- Unnötige E-Mails wie reine Dankesmails vermeiden
Zu guter Letzt hilft es auch, nicht mehr benötigte Mails zu löschen. Denn dadurch reduziert sich der Energieverbrauch für die Speicherung.
Fazit
Der Kampf gegen Spam ist gleichzeitig auch eine Maßnahme für eine bessere Klimabilanz. Spam-Filter reduzieren effektiv den CO₂-Fußabdruck des E-Mail-Verkehrs. Eine Lösung für das weltweite Phänomen Spam ist in naher Zukunft nicht in Sicht. Jeder von uns kann jedoch auch durch eine bewusstere E-Mail-Nutzung einen Beitrag leisten, die Klimabilanz des Kommunikationskanals zu verbessern.
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